Königsjäger by Abercrombie Joe

Königsjäger by Abercrombie Joe

Autor:Abercrombie, Joe [Abercrombie, Joe]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Wilhelm Heyne Verlag
veröffentlicht: 2015-08-09T16:00:00+00:00


Hinter dem Thron

Ich sehe aus wie eine Witzfigur«, zischte Dorn, die sich hinter Vater Yarvi durch die Menschenmenge in den Gassen schob.

»Nein, nein«, widersprach der. »Witzfiguren bringen die Leute zum Lachen.«

Er hatte sie gezwungen, sich zu waschen, dann hatte er einige bitter riechende Kräuter mit heißem Wasser übergossen, um gegen ihre Läuse vorzugehen, und jetzt fühlte sie sich unter ihren kratzenden, neuen Kleidern so wund wie die gehäuteten Männer am Hafen von Kalyiv. Safrit hatte die eine Hälfte ihres Haares wieder kurz geschoren, dann die andere, verfilzte Seite mit einem Kamm attackiert, aber entnervt aufgegeben, nachdem sie drei Zinken herausgebrochen hatte. Sie hatte Dorn eine am Kragen goldbestickte Tunika aus einem blutfarbenen Stoff gegeben, der so leicht und weich war, dass es sich anfühlte, als hätte man gar nichts an, und als Dorn ihre alten Sachen zurückverlangte, hatte Safrit auf einen Haufen brennender Lumpen auf der Straße gezeigt und sie gefragt, ob sie wirklich darauf bestehen wollte.

Dorn war zwar einen Kopf größer als Safrit, aber die Frachtmeisterin war auf ihre eigene Art ebenso unbesiegbar wie Skifr und setzte sich durch. Und so trug Dorn jetzt klimpernde Silberreifen an den Handgelenken und eine Kette mit roten Glasperlen um den Hals. Ihre Mutter hätte bei diesem Anblick vermutlich stolzerfüllt die Hände gerungen, aber für Dorn fühlten sich solche Dinge stets an wie das Halseisen eines Sklaven.

»Die Leute hier erwarten ein gewisses …« Yarvi deutete mit seiner verkrüppelten Hand auf ein Grüppchen schwarzhäutiger Männer, deren Seidenkleider mit den blitzenden Bruchstücken eines Spiegels verziert waren. »… Theater. Sie werden dich faszinierend schrecklich finden. Oder schrecklich faszinierend. Du siehst genau richtig aus.«

»Huh.« Dorn wusste, dass sie durch und durch wie eine Idiotin aussah, denn als sie in ihrer ganzen parfümierten Unglaublichkeit zu den anderen hinausgetreten war, hatte Koll gekichert, Skifr hatte die Wangen aufgeblasen, und Brand hatte sie schweigend angestarrt, als hätte er gerade eine Wiedergängerin erblickt. Dorn war vor Erniedrigung rot angelaufen, und ihr Gesicht brannte jetzt immer noch.

Ein Mann mit einem hohen Hut starrte sie im Vorbeigehen an. Sie hätte ihm gern das Schwert ihres Vaters unter die Nase gehalten, aber Ausländer durften in der Ersten der Städte keine Waffen tragen. Also beugte sie sich leicht zu ihm hinüber und ließ die Zähne zuschnappen, und das allein wirkte offenbar wehrhaft genug, denn er stieß einen erschreckten Schrei aus und eilte davon.

»Wieso hast du dich nicht auch in Schale geworfen?«, fragte sie, als sie Yarvi einholte. Er schien ein besonderes Geschick dafür zu besitzen, sich unbemerkt durch das Gedränge zu fädeln, während sie ständig links und rechts mit den Schultern Leute anstieß und eine Spur aus Wut und Zorn in ihrem Kielwasser zurückließ.

»Das habe ich.« Der Gelehrte strich sich über den schlichten, schwarzen Mantel, an dem nicht das kleinste bisschen Schmuck zu entdecken war. »In dieser leuchtend bunten Menge werde ich gerade aufgrund meiner bescheidenen Schlichtheit auffallen, als vertrauenswürdiger Diener des Vaters der Tauben.«

»Du?«

»Ich habe gesagt, dass ich so aussehen werde, und nicht, dass ich einer bin.« Vater Yarvi schüttelte den Kopf, als sie erneut an ihren neuen Hosen zerrte, die am Hintern zu eng saßen.



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